Pulsnitz zeigt Haltung

Am 25. Februar hatte die Pulsnitzer Nicolaikirche zu einem Friedensgebet eingeladen. Wie nötig das war, wurde allen Teilnehmern spätestens am Vortag mit dem russischen Überfall auf die Ukraine klar.

 

Ab sofort wird an jedem Freitag um 18 Uhr ein Friedensgebet stattfinden. 

Eine halbe Stunde später versammelten sich knapp fünfzig Bürgerinnen und Bürger zu einem Stadtrundgang, um für ein solidarisches und demokratisches Miteinander einzutreten. Auf dem Marktplatz wurde zum Abschluss folgender Aufruf verlesen:

 

Bereits ein zweites Mal versammelten sich Pulnitzer Bürger der Initiative „Haltung zeigen in Pulsnitz“, um sich vor dem Hintergrund der Corona-bedingten Krise für Solidarität, Empathie und Vernunft und vor allem auch für einen fairen und respektvollen Umgang mit
unterschiedlichen Meinungen in unserem demokratischen Gemeinwesen auszusprechen. Die Initiative „Haltung zeigen in Pulsnitz“ will den Eindruck sichtbar korrigieren, dass es der schweigenden Mehrheit und der Mitte unserer Pulsnitzer Zivilgesellschaft egal wäre, was
hier mit den sogenannten Spaziergängen passiert. Es ist aber nicht egal, ob ewig Unzufriedene, Rechtsradikale, Corona-Leugner und verschwörungstheoretisch verblendete Impfskeptiker und Corona-Maßnahmen-Gegner am geordneten Versammlungsrecht vorbei,
ihr Unwesen zu treiben. Es kann und darf in Pulsnitz nicht damit anfangen, dass Gewerbetreibende Angst um ihre Fensterscheiben haben müssen, wenn sie offen ihre Meinung zu diesen Umtrieben äußern. Dafür darf es keine Toleranz geben!

Die gesamte Bürgerschaft hat in den letzten zwei Jahren wegen Corona große Opfer gebracht. Die Solidarität nahezu aller ist sehr groß gewesen. Viele haben sehr viel geleistet und kompensieren müssen, insbesondere auch die, die Covid-19-Erkrankte behandelt haben
und auch die Mütter und Väter, die im Home Office auch noch Home Schooling leisten mussten.

Diese große solidarische Leistung hat wesentlich mit dazu beigetragen, dass bei uns keine katastrophalen Zustände entstanden sind. Aber bei der langen Dauer ist verständlicher Weise auch Unmut da und sind die Meinungen über die Impfungen und die Corona-
Regelungen geteilt. In dieser Situation versucht ein Teil der Spaziergänger den demokratischen Rechtstaat, der von unserer Solidarität lebt, lächerlich zu machen. Er versucht ihn vorzuführen und auszutricksen. Durch Anonymität und damit Verweigerung von  Verantwortungsübernahme, durch populistische Einseitigkeiten bedrohliche Stimmung zu verbreiten, ist aber schlicht nicht in Ordnung! Das fängt an, das zu untergraben, was wir für unsere gemeinsame Freiheit und ein verträgliches Zusammenleben benötigen. Freiheit kann es ohne Verantwortung nicht geben! Andernfalls geht es um Anarchie und Egoismus und nicht um das Gemeinwohl! Dafür darf es in unserer Stadt keine Toleranz geben! Ein anderer Teil der Spaziergänger meint vielleicht nur mitzulaufen, und berechtigte Kritik zu äußern. Aber hilft es wirklich weiter, hinter einer Gruppe herzulaufen, die in ihrer Verblendung unser Gemeinwesen in der vorhandenen Form abgrundtief ablehnt, verachtet und am liebsten zerstören würde und die immer mit Gewalt liebäugelt und auf Krawall und Unruhestiften aus ist? Dieser Teil der Spaziergänger sollte realisieren, dass Mitlaufen hinter Rechtsradikalen und Verschwörungstheoretikern einer Mittäterschaft mit dieser Gruppe beginnt nahe zu kommen. Es wäre wichtig, dass sie sich eine eigene Plattform für die freie Äußerung ihrer Meinung schafft und den angebotenen Dialog aufnimmt.

Seit dem 24.02.2022 erleben wir alle, was es bedeutet, wenn die Gewalt und unkorrigierbare angst- und machtbesessene Überzeugung das Ruder übernimmt: Das wird zu einer Bedrohung für uns alle, für unser freies, offenes und respektvolles Miteinander. In einem respektvollen Miteinander muss Selbstbestimmung, Individualinteresse und Gemeinwohl immer wieder gut ausbalanciert werden. Wer den von der ganzen Völkergemeinschaft begleiteten und nach Kräften unterstützten respektvollen diplomatischen Dialog souveräner Staaten abbricht und in der bisher in der Ukraine erfolgten Form Gewalt sprechen lässt, begeht ein Verbrechen am ukrainischen, aber auch am russischen Volk. Die Opfer auf beiden Seiten und das zu befürchtende Elend von Millionen Menschen werden über Putin und seine Mittäter und Abnicker ein hartes Urteil sprechen.

Wenn nun diese Aufforderung zu „Haltung zeigen“ nur auf dem Pulsnitzer Marktplatz artikuliert wird, gilt aber trotzdem was im Großen gilt, hier auch im Kleinen: Ohne Verzicht auf Gewalt und bedrohliche Stimmungsmache, ohne Respekt auf Augenhöhe, ohne Solidarität, Empathie und Vernunft und Ausgewogenheit, wird auch das Leben in unserer Stadt nicht friedlich sein können.

Deshalb sind alle Mitbürgerinnen und Mitbürger, alle gesellschaftlichen Gruppen aufgerufen, sich stark zu machen für Respekt und Dialog und Gewaltverzicht und überall dafür zu sorgen, in respektvoller und verantwortlicher Weise die Gratwanderung von individueller
Freiheit und Gemeinwohl miteinander in Solidarität auszuhandeln.

Wir können nur gemeinsam frei sein (Jean-Pierre Wils)

Am Freitag, den
25. Februar 2022 um 18:30 Uhr
am Brunnen auf dem Marktplatz,
versammeln wir uns zu einem angemeldeten Rundgang.

Vor dem Rundgang
lädt die Nicolaikirche um 18 Uhr ein zum
FRIEDENSGEBET

 

 

Liebe Pulsnitzerinnen, liebe Pulsnitzer,

für Freitag, den 25. Februar 2022, laden wir Sie herzlich zu einem angemeldeten Rundgang ein, um Haltung für ein demokratisches und solidarisches Miteinander in Pulsnitz zu zeigen.

Start ist auf dem Marktplatz um 18:30 Uhr.

Wir danken allen Menschen, die einen solidarischen Beitrag in Zeiten der Pandemie geleistet haben.

Wir appellieren an alle Zweifelnden, sich von Extremisten zu distanzieren und sich sachlich zu informieren, um sich selber und andere vor dem Virus zu schützen.

Wir treten ein für ein friedvolles und demokratisches Miteinander, um die vielfältigen Herausforderungen der Zukunft annehmen und bewältigen zu können.

Wir können nur gemeinsam frei sein.
(Jean-Pierre Wils)

 

Am 28. Januar trafen sich bereits einige Mitbürgerinnen und Mitbürger, nicht zuletzt als Unterstützung des Aufrufs der Initiative „Bautzen gemeinsam“ zur deutschlandweiten Aktion „Zusammenstehen.#Deutschland gemeinsam“. Folgender Aufruf zum gesellschaftlichen Miteinander wurde dabei verlesen:

Zusammenstehen. #Deutschland gemeinsam

Am 28. Januar vor zwei Jahre trat die erste Corona-Erkrankung in Deutschland auf. Wir stehen hier beisammen und zusammen, um der 1311 Mitbürger und Mitbürgerinnen zu gedenken, die durch oder mit Corona in den letzten zwei Jahren in unserem Landkreis gestorben sind. Viele von ihnen haben die letzten Tage und Stunden ihres Lebens einsam und schwerkrank im Krankenhaus verbringen müssen, ohne dass ihre Angehörigen ihnen Trost und Beistand leisten konnten. Wir gedenken auch der vielen Kranken, die lange Zeit und zum Teil noch immer unter den Folgen der Corona-Infektion gelitten haben. Wir hoffen und wünschen, dass sie genügend Unterstützung und Zuwendung erfahren und wieder gesund werden. In dieser Situation ist von uns allen Solidarität, Empathie und Vernunft gefordert!

Stattdessen haben viele von uns in den letzten Wochen und Monaten beobachtet, dass es Versuche einer kleinen Gruppe gibt, die Stimmung in unserer Stadt zum Negativen zu verändern. Es gibt eine kleine Gruppe, die montags oder an anderen Tagen durch die Stadt ziehen und ihre einseitige Sicht der Dinge lauthals oder sogar durch Drohgebärden anderen vermitteln oder gar aufzwingen wollen. Unsere Demokratie, unsere transparenten Meinungsbildungsprozesse, unsere von einer Mehrheit der Bevölkerung gewählten Volksvertreter und eines der weltweit besten Gesundheitssysteme werden verächtlich gemacht. Als Pulsnitzer Bürger und Bürgerinnen wollen wir das nicht länger hinnehmen. Wir treten vielmehr dafür ein, dass über alle gesellschaftlichen Themen in unserer Stadt offen und zivilisiert gesprochen werden kann. Wir wünschen uns den Dialog und die kritische Diskussion mit den allen gesellschaftlich engagierten Gruppen, Parteien, mit der Stadtverwaltung, mit den Vereinen, mit der Kirche. Wir fordern dafür jedoch einen Rahmen mit einem Mindestmaß an gegenseitigem Respekt, in dem jeder zu Wort kommen kann, seine Argumente und deren Begründung darlegen kann und eine Verständigung über eine von möglichst vielen getragene Lösung von Problemen möglich ist. In der schwierigen Lage, in der sich nicht nur unser Land befindet, brauchen wir Solidarität, Vernunft und Empathie.

Unsere Kerzen stehen dabei als Symbol für Hoffnung und Zusammenhalt.

Pulsnitz miteinander – füreinander!

28.01.2022

Die Aktion wird von gesellschaftlich aktiven Menschen aus Pulsnitz veranstaltet.

Sie können die Gruppe unter pulsnitz@haltung-zeigen.com erreichen!